MIT GESCHLOSSENEN AUGEN

Erläuterungen von Richard Lang

Erkunde mit geschlossenen Augen, was es heißt, Erste Person Singular Präsens zu sein. Wahrscheinlich ist es in praktischer Hinsicht am besten, die jeweilige Frage erst zu lesen, dann die Augen zu schließen und die Erfahrung zu untersuchen. Öffne danach die Augen und gehe zur nächsten Frage über. Du kannst dir die Fragen natürlich auch vorlesen lassen.

Mit GESCHLOSSENEN AUGEN … spüre dem Folgenden nach:

Nach deiner eigenen momentanen Erfahrung, nicht nach Erinnerung, Hörensagen oder Vorstellung – wie groß bist du?

Welche Form hast du?

Könntest du eine beliebige Größe oder Form haben?

Hast du Grenzen?

Gibt es einen Ort, an dem du aufhörst und die Welt beginnt? Oder gibt es nichts, was dich von der Welt trennt?

Wahrscheinlich kannst du verschiedene Geräusche hören, nahe und entfernte. Hörst du ein Geräusch genau da, wo du bist? Ist es nicht so, dass Geräusche da, wo du bist, in Stille kommen und gehen?

Du erlebst Sinnesempfindungen wie Wärme, Unbehagen, Vergnügen, spürst deinen Atem und vieles mehr. Machen dich diese Empfindungen zu einem Etwas im Zentrum, zu etwas Festem und Begrenztem – einem Ding, das von der Welt um dich herum getrennt ist? Gibt es irgendetwas Festes und Unveränderliches in deinem Zentrum? Oder kommen und gehen diese Empfindungen in bewusstem Nicht-Ding-Sein?

Ist nicht dieses bewusste Nicht-Ding wie eine Filmleinwand, auf der sich Ereignisse abspielen, ohne die Leinwand zu tangieren oder ihr eine Identität zu geben? Kommen und gehen nicht Geräusche und Empfindungen, ohne einen Abdruck im Bewusstsein zu hinterlassen?

Was auch immer in deiner Vergangenheit geschehen ist, bist du nicht jetzt leer und klar – Kapazität für alles, was jetzt geschieht? Die Vergangenheit verhärtet dich im Zentrum nicht.

Wie groß ist eine Empfindung? Definiert oder begrenzt sie dich?

Lenke deine Aufmerksamkeit auf deinen rechten Fuß. Stelle dir vor, wie er aussieht. Ist dieses Bild nicht eine bloße Erinnerung, da du deinen Fuß in diesem Moment gar nicht sehen kannst?

Aber was ist mit der Empfindung deines Fußes, deiner Wahrnehmung in diesem Augenblick, wenn du Erinnerungen beiseite lässt? Welche Farbe hat die Empfindung, welche Form, welche Größe?

Wie weit ist sie entfernt?

Wo genau sind ihre Grenzen – hat sie einen scharfen Rand?

Ist diese Empfindung da, wo dein Dasein aufhört? Bist du auf sie beschränkt, irgendwie in ihr gefangen?

Geschieht nicht diese Empfindung in grenzenloser Bewusstheit?

Bist du nicht diese Bewusstheit, dieses randlose Sein, in dem sich die schwer zu beschreibende und schwer festzumachende, veränderliche Empfindung abspielt?

Bei geöffneten Augen sehen wir Gesicht dort zu Raum hier. Ist es nicht jetzt, mit geschlossenen Augen, Empfindung dort zu Raum hier? Dein Sein hat keine Grenzen. Du bist der grenzenlose Raum, in dem sich Körperempfindungen abspielen.

Achte auf deines Geistesaktivität – auf deine Gedanken und Gefühle.

Wo sind sie?

Sind sie im Inneren von etwas? Oder sind sie im Bewusstsein?

Sind sie für dich zentral, oder sind sie peripher?

Hinterlassen Sie eine Spur, wenn sie vergangen sind? Kommen und gehen sie nicht vielmehr auf dem Schirm des Bewusstseins, so wie Geräusche und Körperempfindungen, ohne eine Spur zu hinterlassen?

Wir identifizieren uns mit unserem Verstand und Gemüt, weil wir glauben, Gedanken und Gefühle zu sein. Sind unsere Gedanken in irgendetwas enthalten? Bist du in etwas enthalten?

Denk an den Namen einer Stadt.

Wusstest du, welcher Name es sein würde, bevor du ihn dachtest? Woher kam er? Wo trat er auf? Wohin entschwand er?

Denk an einen Planeten. Einen Freund. Ein Land. Spielen sich diese Gedanken in einer Art von Container ab, oder spielen sie sich ab im grenzenlosen Raum des Bewusstseins?

Ich entdecke keinen Ursprung, keinen Container, keinen Bestimmungsort. Für mich tauchen Gedanken aus dem Nichts auf – aus meinem undefinierbaren Sein – ohne Vorschau, ohne Anstrengung, und sie verschwinden wieder in dieses Nicht-Ding, ohne darin eine Spur zu hinterlassen.

Stell dir die Farbe blau vor. Nun die Farbe orange. Nun die Form eines Dreiecks. Wie machst du das?

Ich habe keine Ahnung, wie ich es mache. Diese Dinge entstehen wie durch Magie.

Wie schöpferisch dieses Nicht-Ding ist, dieser Nicht-Geist, wie ihn manche Zen-Buddhisten nennen. Ohne Anstrengung tauchen Gedanken und Bilder aus dem Nirgendwo auf, ohne Vorwarnung, ohne dass ich wüsste, wie ich es anstelle.

Werde dir deiner Gefühle gewahr.

Erinnere dich, wie du dich früher am Tag gefühlt hast. Oder gestern. Der Strom der Gefühle ändert sich die ganze Zeit.

Sind deine Gefühle für dich zentral? Hinterlassen sie Abdrücke in deiner Bewusstheit? Traumatisieren schwierige Erlebnisse den Raum?

Nach meiner Erfahrung nicht. Wo sind meine Gefühle? Hier kann ich keinen Container entdecken. Mein Geist ist frei und ungebunden im Universum.

Zitate von Douglas Harding
Das Problem mit dem Verstand ist die Vorstellung, dass er der Welt entrückt sei, gefangen, in ein kerniges Kopf-Ding gepresst. Der Verstand geht in die Irre, wenn er missversteht, wo er sich befindet und zu wem er gehört. (1977 Interview)

Ich bin wahrhaft aufgeschlossen in dem Maße, in dem mein Geist (Verstand, Gedanken, Gefühle, Ansichten), losgelassen und befreit, sich auf der ganzen Weltbühne niederlässt, sie bestrahlt, mit ihr verschmilzt. Dort findet er seine Berufung. Eigensinnig, borniert, bedrückt, deprimiert, unterdrückt zu sein – all diese Gemütsleiden entspringen aus der Dislozierung und daraus folgenden Beschränkung des Geistes. Wird er der Welt zurückgegeben, so dass er dahin zurückkehrt, wo er herkam, so dehnt er sich aus und erholt sich. Wieder ganz, ist er unermesslich groß und weitherzig. (Look For Yourself)

Alle Komplexe und Probleme unserer Psyche kommen von ihrer Überfrachtung und Blockierung. Das Heilmittel ist nicht, sie umzugestalten, sondern sie einfach dahin gehen zu lassen, wo sie hin will. Lassen wir sie los, so findet sie ihren Platz. Eine ungeheure Erleichterung! Es perfektioniert die Psyche nicht, denn sie ist per se in jeder Hinsicht unvollkommen. Man erlebt noch immer Traurigkeit und Verwirrung, Angstgefühle und Schmerz genauso wie positive Gefühle. Aber sie werden wahrgenommen als Charakteristika der Welt, nicht als persönliche Markenzeichen. Diese Umsiedlung hilft zwar sehr, ist aber kein Rezept für andauerndes Glück oder irgendeine Form von Perfektion, wo Glück und Perfektion nicht hingehören. Nur im Zentrum bist du Ganz in Ordnung! (1977 Interview)

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Zitate
Um dahin zu kommen, alles zu verschmecken, wolle an nichts Geschmack haben. Um dahin zu kommen, alles zu wissen, wolle von nichts etwas wissen. Um dahin zu kommen, alles zu besitzen, wolle in nichts etwas besitzen. Um dahin zu kommen, alles zu sein, wolle in nichts etwas sein. Johannes vom Kreuz

Gott ist der Hörer, und wenn du diese Fähigkeit auf dich selbst zurückführst, wirst du taub. Du bist blind geworden, indem du das Sehen auf dich selbst zurückführtest. Wenn Er dein Hören und dein Sehen ist, dann wirst du nur Ihn hören und nur Ihn sehen. Ibn Ashir

Als Beweis dafür, dass dein Geist der Buddha-Geist ist, bemerke, wie alles, was ich sage, in dich hineingeht, ohne dass du eine einzige Sache verpasst, obwohl ich es nicht in dich zu stoßen versuche. Der Buddha-Geist ist zehntausendmal klarer als ein Spiegel, und unbeschreiblich wunderbarer. Bankei

Diese Helligkeit ist so großartig, dass der liebende Kontemplative in seinem Grund, worin er ruht, nichts als ein unbegreifliches Licht sieht und fühlt. Und durch jene einfache Nacktheit, die alle Dinge enthüllt, findet er und fühlt er, dass er selbst eben jenes Licht ist, mittels dessen er sieht, und nichts anderes. Ruysbroeck

Von unvorstellbarer Stärke bin ich; ohne Augen sehe ich; ohne Ohren höre ich. Kaivalya Upanishad

Wie kann es Wahrnehmung geben, wenn wir mit Nichts konfrontiert sind? Da Wahrnehmung ihrer Natur nach ewig ist, fahren wir fort wahrzunehmen, ob nun Objekte vorhanden sind oder nicht. Dadurch gelangen wir zum Verstehen, dass, während Objekte naturgemäß auftauchen und verschwinden, die Natur des Sehens keines von beiden macht; und genauso verhält es sich mit Euren anderen Sinnen. Da die Natur des Hörens ewig ist, hören wir weiterhin, ob nun Geräusche da sind oder nicht. Wenn das so ist, wer oder was ist der Hörer? Es ist deine eigene Natur, die hört. Hui-hai

Die Erkenntnis, dass es nichts zu erkennen gibt – das ist Nirvana, Erlösung. Surangama Sutra

Du bist wie eine Fata Morgana in der Wüste, die der durstige Mensch für Wasser hält; aber wenn er es erreicht, findet er nichts. Und da, wo er glaubte Wasser zu finden, findet er Gott. Gleichermaßen, wenn du dich selbst untersuchtest, würdest du feststellen, dass du selbst nichts bist, und stattdessen würdest du Gott finden. Das heißt, du würdest Gott finden an Stelle von dir selbst, und es würde nichts von dir übrig bleiben als ein Name ohne Form. Al-Alawi

So wie Flüsse Namen und Form im Meer verlieren, verlieren weise Menschen Namen und Form in Gott, und sie funkeln über alle Entfernung hinaus. Mundaka Upanishad

Doch erst muss die Vorstellung, dass der Mensch einen von seiner Seele verschiedenen Körper habe, ausgemerzt werden; dies werde ich tun ... mit Ätzstoffen, die ... heilsam und zuträglich sind, indem sie die sichtbaren Oberflächen wegschmelzen und das Unendliche enthüllen, das darunter verborgen lag. Blake

Der äußere und der innere Mensch sind so verschieden wie Erde und Himmel. Eckhart

Nicht zu wissen ist tiefgründig; zu wissen ist seicht. Nicht zu wissen ist innerlich; zu wissen ist äußerlich. Chuang-tzu

Über nichts zu frohlocken und nichts zu wissen, sind das wahre Frohlocken und das wahre Wissen. Lao-tzu

Sei nur ohne jeglichen Geist, und dies ist als reines Wissen bekannt. Huang-po

Wenn er einen wählerischen Geist hätte, glaubst du, er könnte irgendeinen Unterschied ausmachen? Shen-hui

Das Verstehen, die Erinnerung und der Wille befinden sich in einer bangen Leere, im Nichts. Liebe diese unermessliche Leere. Liebe dieses Nicht-Ding, da die Unendlichkeit Gottes darin ist. De Caussade

Wer Ihn am vollkommensten erkennt, versteht in größter Klarheit, dass Er vollkommen unbegreiflich ist. Johannes vom Kreuz

Wenn das Selbst gesehen, gehört, mit Gedanken erfasst, erkannt ist, dann ist alles erkannt. Brihadaranyaka Upanishad

All-Wissen macht das Wesen der Buddhaschaft aus. Das bedeutet nicht, dass der Buddha jedes einzelne Ding kennt, sondern dass er das fundamentale Prinzip der Existenz erfasst hat und dass er tief eingedrungen ist in das Zentrum des eigenen Seins. D.T. Suzuki

Wenn du über die Formen hinausschreitest, o Freund, ist es das Paradies und Rosengärten inmitten Rosengärten. Wenn du deine eigene Form zerschlagen und zerstört hast, hast du gelernt, die Form aller Dinge zu zerschlagen. Rumi

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